Dieses Jahr war kein Zwiebeljahr. Das nasse und im Juni auch kalte Wetter hat Pilze begünstigt und das Zwiebellaub relativ früh absterben lassen. Dass das Zwiebellaub Ende der Wachstumsphase vom Falschen Mehltau und anderen Pilzen dahingerafft wird ist relativ normal. Irgendwann investiert die Pflanze nicht mehr in die Pilzabwehr, wenn ihr Ziel, die Speicherung von Energie in der Zwiebelknolle erreicht ist. In diesem Jahr war es einfach etwas früher als sonst. In solchen Jahren sind dann auch gut die Unterschiede in den Sorten zu erkennen und die Vorteile, die Hybridsorten mit sich bringen. Wir haben Rote Zwiebeln Robelja (Lagerzwiebel, samenfest), rosa Schalotten (hybrid), Gemüsezwiebeln (hybrid), Bajosta (gelbe Lagerzwiebel, samenfest), Hylander (gelbe Lagerzwiebel, hybrid), Rose de Keruel (bronzefarbene große Lagerzwiebel, samenfest) angebaut. Bei der roten Zwiebel (Robelja) und bei der gelben Bajosta war das Laub zuerst abgestorben. Die haben wir gestern geerntet und in den Tunnel zum trocknen gelegt. Die Gemüsezwiebel ist auch geerntet, obwohl sie hybrid ist, hat sie dem Falschen Mehltau nicht standgehalten. Etwas besser geht es noch der Rose de Keruel, was vielleicht daran liegt, dass wir sie nicht gepflanzt, sondern direkt gesät haben. Dadurch wurzeln die Pflanzen tiefer und können mehr Mikronährstoffe mobilisieren, um gesünder da zu stehen. Hylander ist immer ne sichere Bank. Diese Sorte baue ich aufgrund ihrer Resistenz gegen Falschen Mehltau ganz gerne an, um ausreichend Kilo einlagern zu können, auch wenn das Wetter nicht mitspielt.
Die rosa Schalotte war auch sehr resistent gegen Falschen Mehltau. Hier ist das Laub nicht abgestorben, sondern abgeknickt, wie es am Ende des Zwiebellebens sein soll. Hier liegen sie für ein paar Tage auf dem Beet für die erste Trocknung.
Bei der Zwiebelernte denke ich immer zurück an meine Zeit in Schwerin. Auf dem Hof Medewege haben wir ca 1 Hektar rote Zwiebeln angebaut. Das war ein Fass ohne Boden. Allein das Hacken der Zwiebeln war ein Ding der Unmöglichkeit. Manche Mitarbeiter – zu denen ich zum Glück nie gehörte – haben wochenlang nur Zwiebeln gehackt, jeden Tag nach der Ernte. Wenn sie fertig waren, konnten sie direkt wieder von vorne anfangen, da das Beikraut ausreichend Zeit hatte, nachzuwachsen. Bei der Ernte wurden die Zwiebeln mit einem kleinen Roder aus dem Boden geholt und auf Schwad gelegt. Nach ein paar Tagen Trocknen auf dem Feld wurden tonnenweise Zwiebeln von 20 Leuten mit der Hand eingesammelt. Immer im August bei Hitze und Staub. Dauerte meist drei Tage. Aber war auch ein grandioses Gefühl, wenn man dann als Mannschaft alles geschafft hatte. Die Fläche von 1 Hektar Zwiebeln war zu klein, als das sich Investitionen in effiziente Maschinen gelohnt hätten und zu groß für die Handarbeit. Inzwischen wurde die Zwiebelfläche in Medewege daher auch verkleinert und der Verkauf an den Großhandel reduziert. Die Abnahme von roten Zwiebeln war immer gut.
Zum Trocknen liegen die Zwiebeln größtenteil im Tunnel
Ich bin gespannt wie das Trockenmasseergebnis sein wird. Letztes Jahr hatten wir etwa 6kg/m², also 60t/ha, wenn man das hoch rechnen würde. Insgesamt hatten wir auf 120m² Zwiebeln also 720kg was dann etwa 10kg pro Solawi-Anteil entsprach. Diese 10kg pro Anteil wurden natürlich nicht auf einmal ausgegeben, sondern pro Woche 500g, sodass 20 Wochen lang Zwiebeln ausgegeben werden konnten.