Die Strohballenkühlung

Wir wollten eine Lagermöglichkeit für unser Wintergemüse schaffen, die ökologisch sowohl im Bau, wie in der Unterhaltung wie auch in der Entsorgung ist. Gleichzeitig sollte aber auch die Logistik einfach sein, d.h. das Lagergemüse sollte einfach und ebenerdig eingelagert und entnommen werden können. Ein Schleppen von Gemüse in niedrige Keller war nicht gewünscht. Ein bisschen Komfort im ansonsten schon körperlich angestrengten Gärtnerberuf wäre schön.

Aus diesen Anforderungen ergab sich ein Lager, das einem Erdkeller ähnlich ist, aber ebenerdig, sodass das Gemüse auf Rollis reingefahren werden kann.

Grundsätzlich kann man so ein Lager aus allen möglichen Materialien bauen, insbesondere aus Lehm. Zum Beispiel Stampflehm würde sich vermutlich gut eignen oder Leichtlehmziegel. Auch Kombinationen aus Lehm und Holz wären möglich. Wir haben uns für Strohballenwände mit Lehmputz entschieden. Die Strohballen isolieren gut, der Lehm konserviert das Stroh und schützt es vor Feuchtigkeit.

Die Lüftung

Damit der Raum auch kühl ist, braucht es zumindest zeitweise kühle Außentemperaturen. D.h. diese Art der Kühlung funktioniert nicht im Sommer. Denn immer dann, wenn die Außentemperatur geringer ist als die Lagertemperatur wird mittels eines Ventilators kühle Luft ins Lager geblasen. Idealerweise springt der Ventilator automatisch immer dann an, wenn der Sensor außen eine geringere Temperatur misst als der Sensor innen. Außer bei Minusgraden. Diese Automatisierung ist bei uns (Stand März 2024) noch nicht abgeschlossen. Derzeit kann der Lüfter entweder händisch an und aus geschaltet werden oder über den Rechner und das WLAN. Für die neue Lagersaison wird die Automatisierung dann wohl fertig sein.

Screenshot von dem WLAN-Zugriff auf den Sonoff-Schalter

Wir haben unseren Lüfter und viele Informationen zu luftgekühlten Lagern von www.Seng.de erhalten. Die Steuerung allerdings selbst mit Smart-Home-Systemen von Sonoff gebastelt.

Funktioniert es?

Das kommt auf die Erwartungen und das Wetter an. Ganz bestimmt nicht so gut wie eine elektrische Kühlung. In sehr warmen Zeiten mit 15 Grad im Januar und Nächten um die 10°C steigen die Temperaturen im Lager nach ein paar Tagen auch auf 8-9°C an. Ich habe sowieso den Eindruck, dass eine natürliche Tendenz zu 9°C vorliegt, vermutlich aufgrund des ungedämmten Bodens. Der Boden des Lagers ist im Prinzip aus Lehm aber mit einer 5cm Estrich-Betonschicht. In den meisten Zeiten dieses warmen Winters, wurde im Lager eine ausreichend kalte Raumtemperatur von 4-7°C erreicht. Für Rote Bete, Sellerie, Rettich, Superschmelz ist das ausreichend bis März. Für Kohl eher nur bis Januar. Möhren haben wir auf dem Acker überwintert, was bis etwa KW 10/11 funktioniert, bis sie wieder austreiben. 2023/24 war ein extrem warmer Winter, insbesondere ein sehr sehr warmer Februar, mit einer Durchschnittstemperatur von 6,6°C (Deutschlandmittel) und damit etwa 5°C über dem Durchschnitt der letzten Jahrzehnte (Quelle: dwd).

Wichtig ist für die Lagerung von Wintergemüse auch die Frostfreiheit. Zieltemperatur ist also steht knapp über Null Grad. Auch bei einer Woche Frost von nachts bis zu -8°C bestand noch nicht die Notwendigkeit, im Lager zu wärmen. Die Scheune, in der das Strohballenlager steht, hatte eine Temperatur von -4,7°C, aber im Lager lag die Temperatur bei +1,7°C. Diesen Test hat das Lager also mit gut überstanden.

Als dritter wichtiger Faktor fungiert das Lager als Schutz vor Ratten und Mäusen. Das hat bei uns auch super geklappt.

Anfang April 2024 haben wir im Lager noch Rote Bete, alles andere wurde schon rausgegeben. Ein paar Möhren (geerntet 7. März) und einen Superschmelz haben wir noch zu Testzwecken drin.

Winter 2024/2025

Am 15. April 2025 hatten wir noch Möhren, Rote Bete und Sellerie im Lager. Alles in sehr guter Qualität. Wobei die Möhren erst im Anfang März geerntet wurden. Zuvor haben wir immer direkt vom Acker für die jeweilige Abholung geerntet.

Der Winter 24/25 war sehr gut für diese Art „oberirdischer Lehmkeller“. Es gab keine warmen Nächte von mehreren Wochen. Wenn es tags warm war, so war es nachts kalt. Oder es war oft 5°C als Tagestemperatur. Fröste von -9° und tagsüber auch unter null sind auch nach 5 Tagen nicht ins Lager gekommen. Das ist ja fast das wichtigste, das das Lager frostfrei bleibt. Insofern bin ich nach 2 Wintern insgesamt zufrieden.

Allerdings bräuchte es einen größeren Lüfter. Denn um in wenigen Stunden den Raum runterzukühlen muss man doch wohl dutzende Luftaustausche vollbringen.